Diese gemeinsamen Flächen und Einrichtungen bieten wertvolle Qualitäten für jede Wohnpartei. Auch die Reduzierung der eigenen Wohnfläche um bis zu 10% ist durch Mitnutzung gemeinschaftlicher Räume möglich.
Baugemeinschaften legen Wert auf die Gestaltung des Raums zwischen den Wohnungen, d.h. die innere und äußere Erschließung der Gebäude, weil diese zum Lebensraum gehören und nicht lediglich als unrentable Nutzfläche betrachtet werden. So können belebte offene Erschließungs-Galerien, Wohnstraßen in Geschosslage und großzügige Freitreppen entstehen.
In vielen Baugemeinschaften ist das Einbringen von Eigenleistungen auf handwerklichem, organisatorischem oder planerischem Gebiet möglich. Das spart Kosten und trägt zur stärkeren Identifizierung mit dem Projekt bei. Freiflächen werden gemeinsam angelegt, genutzt und gepflegt. Viele Baugemeinschaften verwalten sich selbst oder nehmen Teile der Verwaltung in die eigenen Hände.
Neben der Verwirklichung gestalterischer, ökologischer und sozialer Ziele bietet das Planen und Bauen in der Gemeinschaft die Chance, bis zu 30 % der Wohnkosten gegenüber vergleichbaren Immobilien auf dem konventionellen Wohnungsmarkt einzusparen.
Eigentums-, Rechts- und Kooperationsformen
Mit der Verbreitung der Baugemeinschaftsidee haben sich, neben der Bildung von Wohneigentum nach Wohnungseigentumsgesetz (WEG), inzwischen eine Vielzahl Rechts- und Kooperationsformen herausgebildet z.B. bewohnergetragene Genossenschaften, GmbH & Co. KGs, Kooperationen mit Traditionsgenossenschaften oder kommunalen Wohnungsunternehmen.
In Baugemeinschaften gibt es zunehmend Mischformen. Dabei wird das Wohnen im Eigentum und zur Miete unter einem Dach realisiert; oft mit sozialer Wohnbauförderung, um kostengünstigen Wohnraum anbieten zu können.
Zur Realisierung gemeinwohlorientierter Nutzungsmischungen für Wohnen, Gewerbe und Kultur schließen sich Baugemeinschaften mit anderen Akteuren zusammen.
Relevanz der Baugemeinschaften für die Gesellschaft
Baugemeinschaften sind die Basis innovativer Wohnbaukultur und demokratischer Stadtentwicklung. Im Idealfall stehen Baugemeinschaften für gestalterische, ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit und Vielfalt. Dazu zählen die Chancen auf flächensparende Bauformen, auf aktive und verbindliche Nachbarschaft, Durchmischung und Lebendigkeit, die Entwicklung von bedürfnisorientiertem Wohnraum und Kostenvorteile, bis hin zur Vermeidung der Spekulation mit Wohnraum. Insgesamt gelten Baugemeinschaften als Motor nachhaltiger Quartiers- und Stadtentwicklung.
Herausforderungen für Baugemeinschaften
Baugemeinschaften haben einen erschwerten Zugang zu Liegenschaften. Die zeitintensive Gruppenfindung und Vergabeverfahren nach Höchstpreis erschweren die Konkurrenz im Bodenmarkt. Baugemeinschaften sind daher angewiesen auf angepasste Vergabeverfahren für öffentliche Liegenschaften (Konzeptvergabe) und die Unterstützung durch die Kommune.
Planung und Bau in eigener Verantwortung bietet zwar alle Möglichkeiten der Einflussnahme auf Gestaltung und Qualität, beinhaltet aber auch alle Kosten- und Zeitrisiken beim Bauen. Der Planungs- und Bauprozess mit gemeinsamen Entscheidungen aller Baugruppenmitglieder erfordert regelmäßige Abstimmungen und Zeitaufwand, der mit familiären und beruflichen Terminen koordiniert werden muss.
Ein wichtiges Merkmal von Baugemeinschaftsmitgliedern ist der Wunsch, das eigene Wohnen und Zusammenleben aktiv zu gestalten. Die aktive Mitgestaltung geht mit der Übernahme von Verantwortung einher.